Recruiting & KI: die Chance auf mehr Diversität

ARS Akademie

Langsam aber sicher sickert das Thema KI in jeden Bereich, wirft Fragen auf und regt Diskussionen an. Auch im Bereich HR und Compliance kommen mit der KI neue Möglichkeiten auf, die bereits von vielen Unternehmen genutzt werden. So zum Beispiel in der Erstellung von Stellenanzeigen. Auch in der Bewerber*innenauswahl kann künstliche Intelligenz viel Zeit einsparen. Wie Waltraud Jelinek-Krickl, Dozentin an der FH Joanneum, beim Event „Powercouple KI & Arbeitswelt“ betonte, kann die künstliche Intelligenz Stereotypen aufbrechen, da sie ohne Emotionen arbeitet. Das kann aber nur funktionieren, wenn die Technologie auch mit dementsprechenden Daten gefüttert wird, denn die KI ist immer so diskriminierend wie der Input, den sie erhalten hat.

„Die KI hat die Möglichkeit, Stereotypen aufzubrechen, da sie keine Emotionen besitzt.“

Die KI bietet auch den Bewerber*innen Vorteile. Geeignetes Fachpersonal kann etwaige Sprachbarrieren bei der Bewerbung mittels KI überwinden und z. B. Lebensläufe, die in der eigenen Muttersprache verfasst wurden, adäquat übersetzen. Das schafft weniger Diskriminierung und fördert die Vielfalt. Zudem kann die KI helfen, vorhandene Biases sichtbar zu machen, die im Zuge eines Bewerbungsverfahrens normalerweise zum Tragen kommen. Daraus können in weiterer Folge Maßnahmen abgeleitet werden, um in Zukunft Stereotypen aufzubrechen.

Smartes Recruiting leicht gemacht

Konkret können im Recruiting viele Prozesse durch die KI automatisiert oder zumindest unterstützt werden. So ist durch die künstliche Intelligenz eine automatisierte Lebenslaufanalyse möglich, die es erlaubt, tausende Lebensläufe auf gewisse Fähigkeiten und Kenntnisse zu überprüfen. Auch hier ist bei der Implementation wichtig, die KI mit Daten zu füttern, die nicht diskriminierend sind. Zudem ist es in der EU nicht erlaubt, dass die KI selbstständig Entscheidungen treffen kann. Das heißt, das System kann nur in der Auswahl unterstützen, die tatsächliche Entscheidung liegt weiterhin bei der Person, die die KI eingesetzt hat.

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von KI-Systemen im Recruitingprozess ist die Verwendung KI-gestützter Chatbots. Diese können die Bewerber*innen während des Bewerbungsprozesses begleiten, indem sie deren Fragen in Echtzeit beantworten und Feedback geben. Dadurch erhalten die potenziellen neuen Mitarbeiter*innen sofort Antworten auf ihre Fragen und der Recruitingprozess läuft schneller und flüssiger ab. Für die Einführung solcher und weiterer Technologien im Personalwesen ist jedoch ein umfassendes Verständnis sowohl der technischen Aspekte als auch der sozialen und ethischen Implikationen notwendig.

Gerade beim Umgang mit KI in der HR soll daher Compliance großgeschrieben werden. Die drei Grundfunktionen von Compliance, also die Prävention, das Erkennen von Risiken und das Reagieren darauf, bekommen aufgrund des raschen Wandels durch die KI noch mehr Bedeutung. Gerade Schlagwörter wie Diversity und Diskriminierung sind in beiden Bereichen – HR und Compliance – Top-Themen und die KI bringt neue Herausforderungen für sie.

Die KI als Spurhalteassistent

Was haben die KI und Compliance mit einer Autobahn zu tun? Diese Fragen stellten Andrea Pilecky und Roman Sartor den Besucher*innen des Events „Powercouple KI & Arbeitswelt“. Die Antwort: sehr viel. Eine Autobahn hat links und rechts Leitplanken als Begrenzungen und wir wissen, wenn wir über diese kommen, wird es eher brenzlig für uns. Diese sind unser geltendes Regelwerk. Die verschiedenen Fahrstreifen dazwischen lassen uns aber eine gewisse Wahlfreiheit darüber, wo genau wir fahren wollen. Gebote und Verbote begleiten uns – da ein Rechtsfahrgebot, dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Auch die Kultur und wie wir miteinander im Straßenverkehr umgehen, spielt eine wesentliche Rolle. Es darf auch einmal etwas passieren, dafür gibt es den Pannenstreifen und die Notrufsäulen (Whistleblowing). Je nach Straßenlage und Risikoappetit passen wir unseren Fahrstil an. Ampelschaltungen oder Verkehrsflussanalysen erfolgen oftmals schon mit Einsatz künstlicher Intelligenz. Auch Überwachungsmaßnahmen werden teilweise KI-gesteuert. Im Auto selbst begleiten uns auch viele technische Maßnahmen: der Spurhalteassistent oder andere unterstützende Systeme im Auto, bis hin zu selbstfahrenden Autos. Diese Maßnahmen unterstützen uns, dennoch haftet bei einem Unfall die Person, die gefahren ist – zumindest in den meisten Fällen.

„Die KI unterstützt uns ähnlich einem Assistenzsystem im Auto. Die Verantwortung bei einem Unfall trägt dennoch die Person, die am Steuer sitzt. Genauso müssen Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten einhalten.“

Genauso müssen sich Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten beim Einsatz von KI bewusst sein. Auf Seiten der Compliance bringt die künstliche Intelligenz potenzielle Risikofelder. Schlagwörter sind hier Ethik und Diskriminierung, Datenschutz, Arbeitsrecht, Cybersecurity und Produkthaftung. In der Studie „AI Quick Study“ von Deloitte geben über 50% der Befragten an, dass sie den Verlust von moralischen bzw. ethischen Maßstäben als einen der größten Risikofaktoren der KI sehen. Diese möglichen Risiken gilt es aufzudecken und in weiterer Folge direkt in den zuständigen Abteilungen beim Einsatz von KI zu berücksichtigen. Sind die potenziellen Risiken definiert, dann fällt es leichter, in weiterer Folge Maßnahmen daraus abzuleiten.

Egal in welchem Bereich – die künstliche Intelligenz kann überall große Vorteile bringen. Wichtig ist dabei den Fokus auf die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht zu vergessen, sich den konkreten Risiken bewusst zu sein und für einen verantwortungsvollen Einsatz zu sorgen. Wer sich aktiv an der Implementation von KI-Systemen im eigenen Betrieb engagiert, kann selbst die Regeln mitbestimmen und wird zum Vorreiter innerhalb dieser Technologie, die uns alle in Zukunft noch viel beschäftigen wird.

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Hier schreibt das Team der ARS Akademie.